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Sender Leipzig – Neues Johannishospital (St. Johannishospital)

zusammengetragen von: Jürgen Tiedmann

Rundfunksender

Sendestation / Ort Zeit Band Frequenz Meter Programm Leistung Bemerkungen
Leipzig
Neues Johannishospital
St. Johannishospital
Hospitalstraße 36
01.03.1924
bis
17.06.1926
MW 663,7 kHz 452,0 MIRAG Leipzig 0,25 kW Inbetriebnahme
2. Rundfunksender Deutschlands
Stillegung
Ersatz durch Sender Technische Messe

Etwa 4 Monate nach der offiziellen Eröffnung des deutschen Rundfunks durch Friedrich Georg Knöpfke (VOX-Haus Berlin) erfolgte am 1. März 1924 gegen 14:30 Uhr der Sendestart des zweiten offiziellen Rundfunksenders in Deutschland:

"Hallo, hallo, hier ist Leipzig, hier ist der Leipziger Meßamtssender der Reichs-Telegraphen-Verwaltung für Mitteldeutschland, wir senden auf Welle 450!".

Da der Sender aus dem Berliner VOX-Haus eine zu geringe Reichweite hatte, wird dieser Tag als "Geburtsstunde" des Rundfunks in Mitteldeutschland angesehen.

Völlig störungsfrei ging es jedoch leider nicht zu wie in einer Anzeige in der Zeitschrift "Der Deutsche Rundfunk" vom 30.03.1924 zu sehen ist:

Störungsmeldung    Quelle: [106] 1924, Heft 13 S. 560

Der Sender befand sich im Gebäude "Neues Johannis-Hospital" in der Hospitalstraße 36. Dort wurden auf dem Dach der beiden Seitenflügel des Gebäudes zwei 30 m lange Stahlrohr-Masten montiert. Dazwischen hing eine Doppel-T-Antenne mit ca. 50 m Länge und etwa 40 m effektiver Höhe.

Johannis-Hospital Johannis-Hospital Johannis-Hospital
Quelle: [4] Hagen Pfau Quelle: [4] Hagen Pfau Quelle: [18]

Das Gebäude wurde bei einem Luftangriff am 4.12.1943 zerstört.

Der erste Leipziger Röhrensender wurde von der Firma "Lorenz" in einfacher "Labor"-Ausführung gebaut.

Der erste Leipziger Röhrensender
Quelle: [4] Wolfgang Eckardt
Das Prinzipschaltbild des Senders sah folgendermaßen aus:

Schaltbild des ersten Leipziger Röhrensenders
Quelle: [4] Wolfgang Eckardt

Die Sendeleistung von 250 Watt wurde durch drei parallelgeschaltete Röhren MS II der Firma C.H.F. Müller, Hamburg, bei 4000 V Anodenspannung erreicht.

Triode MS II
Röhre MS II
Quelle: [16] Udo Radtke

Die Spannungsversorgung übernahm eine Hochfrequenzmaschine der Firma Lorenz, welche eine mechanisch geregelte Wechselspannung mit einer Frequenz von 7.000 Hz abgab.

Hochfrequenzmaschine    Quelle: [4] Wolfgang Eckardt

Damit versorgte man die Anoden- und Heizspannungen der Röhren. Trotz Gleichrichtung hatte diese aber den Nachteil, dass der Sender ein Pfeifgeräusch aus 7 und 14 kHz ausstrahlte (vermutlich wegen ungenügender Siebung). Dieses störte vor allem in den Sendepausen. Ungewollter Effekt: Jeder Hörer konnte dadurch einfach feststellen dass der Sender "noch da ist", die Batterien noch voll sind und das der Detektorkristall noch richtig eingestellt ist.

Ab November 1924 wurde ein eigenes Pausenzeichen
eingeführt, das Ticken eines Weckers.
Erzeugt wurde es durch einen Wecker, dessen Ticken
über ein Fernsprechmikrofon aufgenommen wurde:

Fernsprechmikrofon

Hörprobe:        Quelle: unbekannt


Quelle: [17] 9/58   

Interessante Nebenbemerkung: Dieses Prinzip benutzte man bis Anfang der 1990er Jahre in Heizkraftwerk "Ernst Thälmann" (HKW Süd), in der Leipziger Fritz-Austel-Str. (Bornaischen Str.) 120, für die Feueralarmanlage. Dort wurde lediglich der Wecker durch eine Industriehupe (Horn) ersetzt, welche mit einer einfachen Relaisschaltung impulsgesteuert wurde. Den wöchentlichen Probealarm konnte man in den Stadtteilen Lösnig, Dölitz und Connewitz jeweils Mittwoch 10:00 Uhr deutlich hören.

Die ersten Studioräume befanden sich im Gebäude der
"Alten Waage", am Markt 4.

Alte Waage
Quelle [4] Hagen Pfau

Alte Waage   Quelle: Alte Postkarte

Während einer Umbauphase wurde aber auch der "Besprechungsraum" zum Ort des Senders im St. Johannishospital verlegt.
In der Presse wurde neben dem "Berliner Programm" jetzt auch das "Leipziger Programm" veröffentlicht.

Als Mikrofon verwendete man ein so genanntes "Kathodophon" der Firma Lorenz (Bild rechts),
oder provisorisch (z.B. während der Umbauphase) ein "Telegraphonmikrophon", welches aus 12 Kohlegrieß-Mikrofonen bestand (Bild links). Mit diesem gab es jedoch "Qualitätseinschränkungen".
Quelle: [4] Wolfgang Eckardt



Sendegesellschaft war die MIRAG (Mitteldeutsche Rundfunk-A.-G., Gesellschaft für drahtlose Unterhaltung und Belehrung Leipzig), ebenfalls im Markt 4 ansässig. Sie stand unter hoheitlicher Aufsicht der Reichspost.





Hierzu folgende Pressemitteilung:
      Quelle: [4] Wolfgang Eckardt
Pressemitteilung   Quelle: [4] Wolfgang Eckardt



Das Programm startete mit täglich 2 bis 3 Sendestunden.
22:00 Uhr war anfangs Sendeschluss.

Mit dem Sender Leipzig konnte ein recht dicht besiedeltes Gebiet in Mitteldeutschland erreicht werden. Das "geplante" Gebiet, das man mit dem Sender überstreichen wollte, lässt sich auf dem folgende Bild erkennen:

Nach einem Artikel in der Zeitschrift "Funk", Heft 13/1924 wurde der Sender aber auch in Ostpreußen und Berlin mit guter Lautstärke gehört.

Nach einem weiteren Pressebericht brachte der Leipziger Sender zum Abschluss der Abendvorträge auch Reklamedarbietungen, wovon in der Zeit der Saisonausverkäufe von der Geschäftswelt rege Gebrauch gemacht wird.

Quelle: [4] Hagen Pfau
    Wirkungsbereich des Senders


Die Zeitschrift "Die Mirag" vom November 1924 veröffentlichte folgendes Gedicht, in dem auch einige Namen von Sprechern, Schauspielern und Sängern aus dieser Zeit genannt werden:
   Gedicht   
Mit der Einweihung einer neuen "modernen" Sendeanlage am 17. Juni 1926 auf dem Ausstellungsgelände der "Technischen Messe" wurde der Betrieb des Senders im "Johannis-Hospital" eingestellt.

Quelle: [15] 1942


Quellen: [4], [10], [106]

nach oben Seitenanfang Letzte Änderung dieser Seite: 05.04.2023