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Programm "Deutscher Freiheitssender 904"

zusammengetragen von: Jürgen Tiedmann

Die Gründung des "Deutschen Freiheitssenders 904" war eine Reaktion der DDR-Führung auf das Verbot der KPD in der Bundesrepublik im August 1956. Dieses Verbot war absehbar durch eine drohende Einstufung der KPD als "verfassungswidrig" durch das Bundesverfassungsgericht. Aus diesem Grunde war genug Zeit zur Vorbereitung, der Sender konnte noch am gleichen Tag in Betrieb gehen.

Am 17.08.1956 20:00 Uhr nimmt der Sender seine Tätigkeit auf. Er gibt offiziell vor, Sprachrohr der verbotenen KPD zu sein und illegal auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland zu stehen. Er meldete sich als "Stimme der KPD", als der "einzige Sender der Bundesrepublik, der nicht unter Regierungskontrolle steht" von nun an regelmäßig im Äther, um seine Sicht der politischen Dinge zu verbreiten. Tatsächlich war er ein reiner DDR-Sender.
Langjähriger Chefredakteur war Heinz Priess.

"Die Aufgabe und die Rolle des Deutschen Freiheitssenders 904 in der gegenwärtigen Periode besteht darin, als Sender, der sich gegen die Politik des Militarismus und Imperialismus in der Bundesrepublik, gegen den Abbau der demokratischen Freiheiten und gegen die Ausbeutung der Arbeiterklasse wendet, durch Argumente, Fakten und Kommentare die Politik unserer Partei massenwirksam zu verbreiten. Die Erfahrungen der Funkarbeit zeigen, daß besonders bei zugespitzten Situationen, sowohl international also auch im Land selbst, der Sender zum wirksamsten (weil schnellsten) Informations- und Kommunikations-Instrument wird. Das trifft besonders bei verschärften Klassenauseinandersetzungen, bei Streiks und Demonstrationen, sowie bei Polizeimaßnahmen oder militärischen Konflikten zu. In diesen Fällen ist der Sender nicht nur Agitator, sondern ein Mittel der Mobilisierung und Anleitung. Der Sender kann schließlich, da er ohne Verbotsdrohung arbeiten kann, durch Enthüllungen, die von DDR-Sendern nicht gebracht werden können, ein wirksames Instrument der antibonner Politik sein. Die Aufgabe des Senders besteht also in erster Linie darin, den Massenmedien der herrschenden Kräfte in der Bundesrepublik entgegenzuwirken und den politisch-ideologischen Kampf unserer Partei zu unterstützen. Er muß in dieser Funktion eine wichtige Lücke sowohl in der täglichen Agitation als auch in der vor uns stehenden ideologischen Auseinandersetzung schließen."
Quelle: [138]

Der Sender benutzte zwar die Objekte des "DDR-Rundfunks", war diesem aber nicht unterstellt, sondern direkt dem Politbüro der SED, Herrmann Matern und Oskar Neumann.

Die Tätigkeit begann zunächst in einem abgeschirmten Bereich des Funkhauses in Berlin-Adlershof, Nalepastraße. Um die Geheimhaltung des Senders weiter gewährleisten zu können, musste jedoch bald ein Standort außerhalb vom Hauptsitz des DDR-Rundfunks gefunden werden.

Im September 1956 zog deshalb der DFS 904 zunächst in das Funkhaus Berlin-Grünau, Regattastr. 277, blieb hier bis 1959 und bezog danach ein Gebäude in Friedrichshagen. Von dort zog der Sender schließlich in sein, bis 1971 bestehendes, Domizil in Bestensee bei Königs Wusterhausen auf einem abgeschirmten Gelände direkt am See (dem "Seechen").

 
Sendestudio Bestensee
Quelle: [139]

Konkrete Konspirationsmaßnahmen prägten die Situation am Standort des Studios. Die Mitarbeiter wurden zur Geheimhaltung verpflichtet. Auch das Privatleben der Mitarbeiter hatte sich nach konspirativen Regeln zu richten. Oberstes Gebot war die "Schweigepflicht über die Tätigkeit für alle, auch gegenüber den engsten Familienangehörigen hin, auch gegenüber staatlichen Organen der DDR hin. Was in dieser Beziehung zu regeln ist, geht über die Leitung des Hauses".
In allem hatte der konspirative Grundsatz zu gelten: "Sage es dem, der es wissen muß und nicht dem, der es wissen könnte".
Quelle: [11] BY1/2312

Ab 1962 werden Decknamen zur Verschleierung der richtigen Identität eingesetzt, zuvor waren Mitarbeiter mit dem Vornamen genannt worden. Das Kollektiv nannte sich als Ganzes "Valentin". Heinz Priess war "Robert", Erich Glückauf nannte sich je nach Funktion im Sender oder bei der KPD zuerst "Rüdiger", später auch "Thomas".

Hörprobe: Senderkennung      Quelle: [unbekannt]

Gesendet wurde, im Wechsel mit dem "Deutschen Soldatensender 935", über den gleichen 250-kW-Mittelwellensender des Senders Burg bei Magdeburg (10.01.1960 bis 01.07.1972) Diese beiden Sender sendeten daher niemals gleichzeitig. Wegen der notwendigen Frequenzumstimmarbeiten differierten Sendeende- und Sendestart der beiden Sender in der Regel um 15 Minuten.

In der Anfangsphase meldete sich der Sender zunächst täglich um 20:00 - 21:00 Uhr und 22:00 - 23:00 Uhr auf Mittelwelle.

Ab 22. April 1959 kam eine Morgensendung von 4:30 - 6.00 Uhr hinzu. Abends wurde von 19:00 - 20:00 Uhr und von 21:00 - 22:30 Uhr gesendet. Diese Sendung ging in unregelmäßigen Abständen auch oft bis 23:00 Uhr.

In den 60er Jahren kamen Fremdsprachenprogramme hinzu.

Ende 1968 fällt die Frühsendung wieder weg und in den Abendsendungen wird mit vielen Wiederholungen gearbeitet. Die Sendeinhalte sahen jetzt so aus:

  • 19:00 - 19:30 Uhr    Politische Sendung mit Musik
  • 21:00 - 21:30 Uhr    Erste Wiederholung mit Ergänzungen
  • 22:00 - 22:45 Uhr    Wiederholungen der Sendung von 19.00 Uhr.
Ende 1969 entfielen die Sendungen der "Bruderparteien".

Zwischen den Musikeinlagen gab es zumeist kurze Nachrichten und Informationen oder vermeintliche Agentendurchsagen.
Diese vermeintlichen Agentendurchsagen waren lediglich ein reines Stilmittel, um die Konzeption des Senders als Geheimsender zu unterstützen.

Am 30.09.1971 stellt der "Deutsche Freiheitssender 904" aufgrund der Veränderung der politischen Lage (Abschluss des Viermächteabkommens, Beschlüsse von Helsinki, Wechsel Ulbricht-Honecker...) seinen Betrieb ein.


Quellen: [10], [139] Letzte Änderung dieser Seite: 07.06.2023