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Story Schallplatten

Die Schellack-Platten-Story

zusammengetragen von: Jürgen Tiedmann

Im Oktober 1896 verwendete erstmalig der Erfinder und Unternehmer Emil Berliner für Schallplatten eine Pressmasse, die im Wesentlichen aus Schellack bestand und ursprünglich für Isolatoren entwickelt worden war und auch zur Herstellung von Knöpfen diente. Der Schellack band die weiteren Bestandteile Bariumsulfat, Schiefermehl, Ruß und Baumwollflocken zu einer verschleißfesten Masse. Die Neuerung verbesserte die Klangqualität und Haltbarkeit der bisherigen Platten enorm, ein Nachteil war jedoch die hohe Sprödigkeit.

     Emil Berliner, Quelle: [10]

Schellack-Schallplatten, auch Grammophonplatten, können mit einem Grammophon mit Nadeln unterschiedlichen Materials und Größen oder mit einem elektrischen Plattenspieler mit Spezialnadel abgetastet werden.
Sie haben in Seitenschrift geschriebene Rillen.

Die Signale sind in einer vom Rand der Platte zum Mittelpunkt verlaufenden, spiralförmigen Rille gespeichert, deren Wände analog zu Frequenz und Amplitude des Schalls verlaufen. Bei der Wiedergabe wird die Abtastspitze entsprechend ausgelenkt. Die Rückverwandlung in hörbare Schallsignale kann rein mechanisch über eine Membran und einen Schalltrichter oder auf elektromechanischem Weg mit anschließender elektronischer Verstärkung erfolgen.
Bei einem Grammophon muss in der Regel nach dem Abspielen einer Schellack-Plattenseite eine neue Nadel eingesetzt werden.


Beispiel für das Abspielen einer Grammophonplatte:
   Quelle: [1]

Die ersten Platten hatten einen Durchmesser von etwa 5 Zoll (ca. 12,5 cm), waren einseitig bespielt und liefen mit ca. 70 Umdrehungen/Minute.
Die in Hannover bei der "Deutschen Grammophon Gesellschaft" gepressten, einseitigen Schallplatten hatten anfangs 7 Zoll (ca. 17,5 cm) Durchmesser mit einer Spielzeit von unter 2 Minuten.
Später hatten sie meistens einen Durchmesser von 10 Zoll (ca. 25 cm), Spielzeit/Seite ca. 3 Minuten, oder 12 Zoll (ca. 30 cm), Spielzeit etwas mehr als 4 Minuten. Die größeren Platten waren hauptsächlich für klassische Musikstücke interessant.
Die Abspieldrehzahl betrug in der Regel 78 Umdrehungen/Minute, in Ausnahmefällen 60 bis über 100. Diese Drehzahl ergab sich aus einem technischen Kompromiss zwischen Europa und Amerika mit der Einführung elektrischer Grammophonantriebe. Die unterschiedlichen Frequenzen der öffentlichen Stromnetze und die Verwendung von Zweipol-Synchronmotoren ergaben in Amerika bei 3.600 Umdrehungen/Minute (60 Hz) in Verbindung mit einem 46 : 1 - Getriebe 78,26 Umdrehungen/Minute.
In Europa kam man aufgrund der 50 Hz Netzfrequenz bei einem Synchronmotor mit 3.000 Umdrehungen/Minute und einem 38,5 : 1 - Getriebe auf 77,92 Umdrehungen/Minute.

1904 entwickelte die Firma "Odeon" in Berlin die doppelseitig bespielte Schallplatte, die erstmalig auf der Frühjahrsmesse in Leipzig im gleichen Jahr vorgestellt wurde.

Bis 1914 entstanden allein in Deutschland etwa 500 konkurrierende Schallplattenmarken. Durch technische Verbesserungen konnte die Klangqualität stetig steigen. Allmählich begannen sich auch große Musiker wie Enrico Caruso, Nellie Melba und Hermann Jadlowker für das Medium Schallplatte zu interessieren und verhalfen mit ihren Einspielungen den Plattenkonzernen zu beträchtlichen Gewinnen.

Während des Zweiten Weltkriegs sollte ein groß angelegtes Altplatten-Verwertungssystem sichergestellt werden, jedoch brach ab etwa 1943 die deutsche Schallplattenproduktion trotzdem weitgehend zusammen. Nur für den Bedarf von Rundfunk und Lichtspieltheatern wurde bis zum Kriegsende weiter produziert.

Telefunken machte aber 1933 noch Werbung:

Hörproben: Achtung, Achtung, hier Phono-Nauen! 1. Teil und 2. Teil

      Quelle: unbekannt

      Quelle: unbekannt

Nach 1945 nahmen die Schallplattenfabriken, soweit unzerstört geblieben, die Herstellung von Schellackplatten wieder auf. Im Westen Deutschlands entstanden viele neue Plattenmarken, die besonders den neu entstandenen Bedarf nach US-amerikanisch geprägtem Swing und Jazz zu decken versuchten.
In der sowjetischen Besatzungszone wurde die Schallplattenherstellung, als einer der ersten Industriezweige, komplett verstaatlicht. Einziger Schallplattenhersteller war der "VEB Lied der Zeit", später "VEB Deutsche Schallplatten".

Anfang der 1950er Jahre, nach dem Aufkommen der Vinylplatten, wurden Schellackplatten mit einem N (für Normalrillen) in einem Viereck gekennzeichnet, während Vinylplatten ein M (für Mikrorillen) in einem Dreieck erhielten. Entsprechend waren auch die Hebel für die Umschaltung der Nadel an den Plattenspielern gekennzeichnet (teilweise durch die Buchstaben, teilweise nur durch Symbole, jeweils in Grün für die Normal- und Rot für die Mikronadel).

Die geometrischen Abmessungen der Normalrille sehen folgendermaßen aus:

   Die Abtastnadel muss beide Flanken berühren.

Mitte der 1950er Jahre gab es in der DDR
ebenfalls ein Verwertungssystem für alte Schallplatten
(ähnlich wie während des 2. Weltkrieges).

Eine unbrauchbare Schallplatte wurde
mit 0,50 DM vergütet,
wie folgender Beipackzettel beweist:

1957 kostete eine Schallplatte
in der DDR 4,10 DM.

Im Juli 1958 wurde in der Bundesrepublik Deutschland die Produktion der Schellackplatten eingestellt, die Restbestände zu Schleuderpreisen verkauft.

Etwa 1960 waren sie In Westeuropa und Nordamerika aus den Läden verschwunden.

1961 beendete die DDR die Produktion von Schellackplatten.

Bis in die späten 1960er Jahre wurden diese noch In anderen Ländern hergestellt. Bekannt sind zum Beispiel Schellack-Pressungen von Beatles-Platten aus Indien aus dieser Zeit. Die letzten Platten wurden vermutlich 1972 in Südafrika gepresst.

Bis in die frühen 1980er Jahre waren fast alle Plattenspieler mit der Geschwindigkeitseinstellung von 78 Umdrehungen/min ausgerüstet, ließen sich problemlos mit Nadeln für Schellackplatten versehen und waren dadurch für dieses Plattenformat geeignet.

Quellen: [10], Funk-Technik 1964 Nr. 23/24


nach oben Seitenanfang Letzte Änderung dieser Seite: 10.12.2022